Arbeitshandschuhe
In vielen handwerklichen Berufen sind Arbeitshandschuhe als Teil der Arbeitskleidung ein Muss. Aber auch in der Medizin, in der Pflege, im Labor oder in (Groß-)Küchen geht es nicht ohne sie. Die Anforderungen an den richtigen Handschuh sind dabei sehr vielfältig: Über den Witterungsschutz, Chemikalienschutz, Stechschutz, Schnittschutz, Thermoschutz bis hin zum Universalschutz gibt es Arbeitshandschuhe für die unterschiedlichsten potenziellen Gefahrensituationen.
Obwohl bei Arbeitskleidung und damit auch bei einfachen Arbeitshandschuhen der Schutz Ihrer Hände im Vordergrund steht, soll der Tragekomfort selbstverständlich nicht auf der Strecke bleiben. Im Folgenden erfahren Sie, welches Material und welche Eigenschaften für Ihre Zwecke die beste Wahl sind.
Das Material – die unterschiedlichen Arten von Arbeitshandschuhen
- Gummihandschuhe
Vorteile:
Bei der Arbeit mit Flüssigkeiten jeglicher Art sind flüssigkeits- und luftundurchlässigen Gummihandschuhe die richtige Wahl. Ob generelle Nässe, Laugen, Säuren sowie leicht ätzende, anorganische Stoffe wie Zement – Ihre Hände bleiben im Umgang mit diesen Materialien stets trocken und geschützt.
Daneben ist das reißfeste und widerstandsfähige Gummi dank seiner elastischen Passform auch als Arbeitskleidung für Feinarbeiten geeignet.
Tipp:
Wenn Sie unter Ihre Gummihandschuhe ein Paar Baumwollhandschuhe ziehen, gleichen Sie die fehlende Atmungsaktivität aus. - Lederhandschuhe
Arbeitshandschuhe aus Leder finden bei mechanischer Beanspruchung in Bereichen wie Handwerk, Industrie, Maschinenbau, in der Holzverarbeitung, im Automobilbau, bei Montage- und Schweißarbeiten sowie bei Feinarbeiten Verwendung und schützen besonders gut gegen Hitze oder Kälte. Unterschieden werden folgende Lederarten mit jeweils unterschiedlichen Vor- und Nachteilen:- Narbenleder bzw. Vollleder
Hierbei handelt es sich um die obere Schicht gegerbter Tierhaut, die besonders glatt, gleichmäßig weich und überaus feuchtigkeitsabweisend ist.
Vorteile:
Arbeitskleidung und Handschuhe aus diesem Leder zeichnen sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit aus und sind entsprechend beständig gegen Öle, Fette und Feuchtigkeit. Sie sind passgenau, atmungsaktiv und deshalb für feinmotorige Arbeiten geeignet.
- Nappaleder
Glattleder diverser Tierarten werden unter dem Sammelbegriff „Nappaleder“ zusammengefasst.
Vorteile:
Ebenso wie Narbenleder weist auch Nappaleder eine weiche Struktur sowie eine optimales Tastempfinden auf, was Handschuhe aus diesem Material gleichfalls für alle Arbeiten prädestiniert, die Fingerspitzengefühl erfordern.
- Spaltleder
Die unter dem Narbenleder liegende Lederschicht wird in mehrere Schichten aufgespalten, weshalb sie den Namen Spaltleder trägt.
Vorteile:
Dieses Material ist fester und weniger weich als das geschmeidige Vollleder, weshalb Handschuhe aus Spaltleder zu besonders robuster Arbeitskleidung zählen und für Arbeiten geeignet sind, die Griffsicherheit erfordern. Sie sind abriebstark und besonders beständig gegen Hitze und Kälte.
- Baumwollhandschuhe
Vorteile:
Die flexible, atmungsaktive Naturfaser Baumwolle sorgt für einen angenehmen Tragekomfort ohne übermäßige Schweißbildung und ein optimales Tastgefühl, sodass Feinarbeiten mit Handschuhen dieses Materials kein Problem darstellen.
Zudem sind Textilhandschuhe prädestiniert für trockene Arbeiten, bei denen Sie nicht mit Flüssigkeiten in Berührung kommen.
Tipp:
Darüber hinaus eignen sich Baumwollhandschuhe ideal zum Unterziehen für Latex- oder Gummihandschuhe. So sorgen Sie zum einen für die nötige Wärme im Winter oder bei der Arbeit mit kalten Gegenständen, zum anderen können Sie die Stärken von Latex oder Gummi (z.B. Abriebfestigkeit und Nassgriff) mit jenen der Baumwolle (z.B. Atmungsaktivität) verbinden.
Baumwollhandschuhe mit Gummi:
Oftmals werden Arbeitshandschuhe aus Baumwolle bereits bei der Herstellung mit Gummi beschichtet oder anderweitig mit weiteren Materialien kombiniert, um je nach Tätigkeit die unterschiedlichen Vorteile dieser Materialien nutzen zu können:- Stehen für Sie zum Beispiel Feinarbeiten mit rutschigen Gegenständen an, bieten sich Baumwollhandschuhe mit Noppen aus Gummi oder PVC auf der Innenhandfläche an – so werden Ihre Hände angenehm belüftet, und Sie haben dennoch einen festen Griff.
- Sie wollen nicht auf Textilhandschuhe verzichten, benötigen aber Arbeitskleidung für einen besseren Schutz vor mechanischen oder thermischen Belastungen? Dann greifen Sie zu Handschuhen aus oder mit Chemiefasern (z.B. Polyamid, Polyester, Viskose, Elastan).
Die wichtigsten Normen für Arbeitshandschuhe
- EN 420: Grundnorm für Schutzhandschuhe
Die Grundnorm EN 420 definiert die Anforderungen die ein Schutzhandschuh im europäischen Raum erfüllen muss. Dies betrifft Kriterien wie Gestaltungsgrundsätze, Konfektionierung, Widerstandsvermögen, Komfort und Leistungsvermögen, welche entsprechend getestet werden. Zudem legt die Norm fest, welche Kennzeichnung vom Hersteller vorzunehmen ist und welche Informationen dieser zu den Schutzhandschuhen liefern muss.
- EN 388: Mechanische Risiken
Schutzhandschuhe dieser Norm müssen wenigstens eine der nachfolgenden Prüfungskriterien erfüllen. Es gilt: Je höher die Ziffer, desto besser ist das Prüfergebnis für die Arbeitskleidung.
Prüfungskriterien | Bewertungsmöglichkeiten |
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Abriebfestigkeit | 0 - 4 |
Schnittfestigkeit | 0 - 5 |
Weiterreißfestigkeit | 0 - 4 |
Durchstichfestigkeit | 0 - 4 |
Zur Erklärung:
Ein Handschuh mit der EN 388-Klassifizierung 2504 weist also bei der Abriebfestigkeit einen mittleren Wert von 2 auf, bei der Schnittfestigkeit den höchsten Wert von 5, bei der Weiterreißfestigkeit den niedrigsten Wert von 0 und bei der Durchstichfestigkeit wieder den höchsten Wert von 4.
Enthält eine Klassifizierung ein x, wurde im entsprechenden Kriterium keine Prüfung durchgeführt.
- EN 407: Thermische Risiken
Schutzhandschuhe dieser Norm sollen gegen Hitze schützen, also dementsprechend feuerfest und hitzebeständig sein. Diese Handschuhe müssen außerdem mindestens die Prüfungskriterien Abrieb- und Reißfestigkeit nach EN 388 erfüllen.
Prüfungskriterien | Bewertungsmöglichkeiten |
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Brennverhalten | 0 - 4 |
Kontaktwärme (direkte Berührung) | 0 - 4 |
Konvektive Hitze (durchdringende Hitze) | 0 - 3 |
Strahlungswärme | 0 - 4 |
Belastung durch kleine Spritzer geschmolzenen Metalls | 0 - 4 |
Belastung durch große Mengen flüssigen Metalls | 0 - 4 |
- EN 12477: Schutzhandschuhe für Schweißer
Arbeitskleidung für Schweißer bedarf einem besonderem Schutz: Diese Handschuhe müssen die Mindestbewertungsstufen nach EN 420, EN 388 und EN 407 erfüllen und werden in 2 Kategorien unterteilt:- Kategorie A (geeignet für MIG/MAG (Metall-Inertgas-/ Metall-Aktivgas-Schweißen) oder Schweißarbeiten mit hohen Strömen bzw. Gasdurchsatz)
- Kategorie B (geeignet für WIG (Wolfram-Inertgas-Schweißen) oder Schweißarbeiten mit geringen Strömen bzw. Gasdurchsatz).
- EN 511: Kälteschutz
Prüfungskriterien | Bewertungsmöglichkeiten |
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Konvektive Kälte (durchdringende Kälte) | 0 - 4 |
Kontaktkälte (direkte Berührung) | 0 - 4 |
Wasserdichtheit | 0 - 1 |
- EN 374: Chemische Risiken – einfach
Schutzhandschuhe dieser Norm sind flüssigkeitsdicht und bieten einen eingeschränkten Schutz vor chemischen Gefahren. Die Schutzwirkung ist abhängig von Art und Dauer des Kontaktes mit dem Gefahrenstoff.
- EN 374: Chemische Risiken – vollwertig
Der vollwertige Schutzhandschuh schützt vor mindestens drei der folgenden 12 Prüfchemikalien für mindestens 30 Minuten. Die Chemikalien werden unter dem Reagenzglas-Logo mit dem entsprechenden Buchstaben gekennzeichnet.
Prüfungskriterien | Bewertungsmöglichkeiten |
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A - Methanol | G - Diethylamin |
B - Aceton | H - Tetrahydrouran |
C - Acetonitril | I - Ethylacetat |
D - Dichloromethan | J - N-Heptan |
E - Kolenstoffdisulfid | K - Natriumhydroxid 40% |
F - Tuluol | L - Schwefelsäure 96% |
- EN 374: Chemische Risiken – Mikroorganismen
Schutzhandschuhe mit diesem Symbol bieten Schutz vor Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Pilzsporen.
- EN 1149: Elektrostatische Eigenschaften
Ist ein Handschuh mit dem Symbol für statische Elektrizität gekennzeichnet, so kann er als Teil der Arbeitskleidung beim Umgang mit Elektronik verwendet werden und schützt sicher vor statischen Entladungen.
- EN 455: Medizinische Einweghandschuhe
Diese Norm kennzeichnet medizinische Handschuhe, die zum einmaligen Gebrauch geeignet sind. Hier gibt es unterschiedliche Anforderungen die mit zahlreichen Prüfungen und Tests verbunden sind.- EN 455-1: Anforderung und Prüfung auf Dichtheit und Freiheit von Löchern
- EN 455-2: Anforderung und Prüfung der physikalischen Eigenschaften
- EN 455-3: Anforderung und Prüfung für die biologische Bewertung
- EN 455-4: Anforderung und Prüfung der Haltbarkeitsdauer
Acceptable Quality Level:
Der AQL-Wert beschreibt, inwiefern medizinische Einmalhandschuhe lochfrei sind. Festgestellt wird dies in einem Stichprobenverfahren gemäß ISO 28 59-1. Es gilt: Je niedriger der Wert, desto besser das Prüfergebnis. Nach EN 455 ist für medizinische Handschuhe ein Dichtheitswert von 1,5 vorgegeben.
- Umgang mit Lebensmittel geeignet
Besonders Handschuhe, aber auch die weitere Arbeitskleidung muss bei der Arbeit mit Lebensmitteln entsprechend dafür geeignet sein. Handschuhe, die mit einem Glas und einer Gabel gekennzeichnet sind, kommen für den Kontakt mit Lebensmitteln infrage.